Für ein denkmalgeschütztes Haus in einer Berliner 20er-Jahre Siedlung haben wir für die Erdgeschossräume den Stuck rekonstruiert. Das Haus von 1929 wurde nach einem Kriegsschaden 1956 wieder bewohnbar gemacht, wahrscheinlich verschwand bei der Gelegenheit der bauzeitliche Stuck. In den Nachbarhäusern war der originale Stuck noch erhalten und diente als Vorbild für die Nachfertigung. Die drei Erdgeschoßräume hatten unterschiedlich gestalteten Stuck. Da wir schon dabei waren, bekam die ursprünglich stucklose Küche einen eigenen Entwurf, im Stil der Zeit.
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Version 1: Rautenförmiger Stuck
Das sind Bilder der Originale aus einem Nachbarhaus:
Wir haben den Entwurf mit aus Gips gegossenen Stuckelementen nachgebaut. Die Formen für die Stuckelemente bestehen aus den alten Fußleisten, die bei der Renovierung ausgebaut wurden. Die Formen sind mehrteilig, um die Elemente leicht ausformen zu können. In der Mitte sind die Stuckelemente etwa 2 cm hoch und 4 cm breit, an den Enden 0,5 / 1 cm. Nach dem Anzeichnen wird die Form mit einer groben Raspel hergestellt und dann glatt geschliffen. Die Form wird mit Kerzenwachs ausgepinselt, damit der Gips nicht anklebt.
Der Gips wird mit Glasfasern versetzt, damit die langen Bögen (manche über 2 m) beim Ausformen und der Montage nicht reißen. Nach dem Einfüllen des Gipses wird die Klebefläche einigermaßen glatt gezogen.
Für die Montage an der Decke habe ich jeweils einen Verlegeplan gezeichnet.
Mit der Schlagschnur werden die Positionen der Elementenden und der kleinen Elemente angezeichnet. Dann ist es relativ einfach, die Elemente zu positionieren. Die Klebefläche wurde vorher dünn mit Gipskleber eingeschmiert, nach dem Andrücken wurde der Übergang zur Decke verspachtelt.
Fertig angeklebt sieht es so aus. Kleiner Fehlstellen, auch abgebrochene dünne Enden ließen sich gut nachspachteln. Hier sieht man gut die Schlagschnurmarkierungen.
Der diesem Raum vorgelagerte Wintergarten bekam noch eine kleine Version des Stucks.
Version 2: Stuck mit Spitzen und Blume
Das ist der nächste Schwierigkeitsgrad: die Bögen sind deutlich länger, und es gibt eine einfache zentrale Blume. Zuerst wieder Bilder der Vorlagen aus den Nachbarhäusern.
Von der zentralen Blume gibt es verschiedene Versionen. Diese hier ist von einem Kranz aus Punkten umgeben. Außerdem gibt es Versionen mit einem Kranz aus länglichen “Körnen” – das baue ich nach – oder weiteren Kreisen mit Blütenblättern.
Der Verlegeplan sieht so aus:
Der originale Stuck hatte noch vier kleine Blumen in den Ecken, die ich nicht ausgeführt habe. Für die zentrale Blume habe ich einige Varianten gezeichnet. Ausgeführt ist die links oben.
Während des Aufbaus. Die Punkte aus dem Verlegeplan für die Position der großen Bögen wurden wieder mit Schlagschnur angezeichnet, die Endposition der kleinen Spitzen konnte man nach Augenmaß festlegen.
Die zentralen Blume wurde aus den einzelnen Blütenblättern zusammengeklebt. Die Fugen wurden dann mit Gips verspachtelt, am Ende geschliffen.
So sieht der Stuck fertig angeklebt, aber noch ungestrichen, aus.
Version 3: Stuck mit Wellen und großer Blume
Für diesen Entwurf musste ich das Vorbild leicht ändern, da unsere Raummaße etwas abwichen. Es gibt eine große zentrale Blume. Zunächst wieder Bilder der Vorlagen aus den Nachbarhäusern.
Die zentrale Blume hat drei Kränze von Blütenblättern.
Der Verlegeplan sieht wie folgt aus. Der Stuck liegt in einem schmalen Streifen von 10 cm Breite. Der Abstand zur Wand beträgt ca 50 cm.
Beim Herstellen der Bögen. Die Formen sind in der Mitte geteilt. Nachdem der Gips etwas gehärtet ist, wird ausgeformt und das nächste Element gegossen.
Die Form für die Blütenblätter besteht aus 9 Teilen, damit sich diese zerstörungsfrei ausformen lassen.
So sehen die einzelnen Blütenblätter aus:
Probelegen der Blätter, 20 Stück werden benötigt:
Beim Ankleben der Elemente. Der zehn Zentimeter breite umlaufende Rahmen wurde mit der Schlagschnur angezeichnet. Damit lassen sich die Elemente positionieren, indem die Endpunkte immer auf einer der Linien platziert werden.
Für die zentrale Blüte habe ich die 18°-Winkel vorgezeichnet.
Nach dem Streichen sieht es so aus.
Version 4: Stuck für die Küche
Die Küche hatte eigentlich keinen Stuck. Entworfen habe ich eine Art Kleeblatt aus vier langen Bögen, zunächst in einigen Varianten.
Die linke Variante wurde dann noch mal auf Basis von Kreisbögen oder Ellipsen gezeichnet.
Produziert habe ich dann die elliptische Form.
Hier sieht man recht gut wir die Form aus den alten Fußleisten aufgebaut ist. Die Form ist mehrteilig (hier 6 Teile). Die einzelnen Teile sind auf einem alten Türblatt aufgeschraubt. Im nächsten Schritt wird die Form mit heißem Kerzenwachs eingepinselt, damit der Gips nicht anklebt.
Der Bogen ist etwa 2,5 m lang, Höhe in der Mitte 2 cm, Breite 4 cm. Durch die Beimischung von Glasfasern zum Gips ließ sich das recht gut beherrschen.
Hier ist der erste Bogen gegossen. Um den Bogen nach dem ersten Aushärten (ca 30 min) zu entnehmen, werden die Teile losgeschraubt und vorsichtig abgezogen.
Der Verlegeplan ist recht simpel. Die Sterne werden nach Augenmaße eingesetzt.
Um die filigranen Bögen an die Decke zu bekommt, wurde eine Hilfskonstruktion verwendet. An eine kleine Holzplatte wurden strahlförmig vier Leisten geschraubt, an den Enden je eine waagerechte Kerbe, in die der Bogen eingelegt wurde. In der Mitte der Holzplatte war ein Loch, in das ein Besenstiel passte. Damit ließen sich die Bogen, nach Bestreichen mit Kleber, und geführt von einem zweiten Mann auf der Leiter, an die Decke heben und an den markierten Positionen andrücken.
So sieht es fertig geklebt und geschliffen aus.
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